Nicaragua… ein wohl sehr unterschätztes Land (30.10.-11.11.)
21 11 2014Buenas dias!
Mit einem kleinen Boot ging es von Costa Rica am Rio Frio durch den Regenwald Richtung Norden nach Nicaragua. Am Flussufer konnten wir immer wieder im Dickicht gut getarnte Grenzsoldaten erspähen, die uns offensichtlich genau beobachteten.
Nach rund 1 Stunde sind wir dann in San Carlos, der Grenzstadt auf nicaraguanischer Seite angelangt. Außer, dass San Carlos ein relativ wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Schiffstransport ist – es liegt sowohl am Lago Nicaragua als auch am Rio San Juan, der die Verbindung zum Karibischen Meer darstellt, gibt es hier nicht viel.
Ursprünglich war übrigens geplant, dass der heutige Panamakanal in Nicaragua gebaut und somit über den Lago Nicaragua und den Rio San Juan eine Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik hergestellt hätte werden sollen. Der für diese Verbindung benötigte Kanal wäre deutlich kürzer gewesen, als der schlussendlich in Panama gebaute Kanal; aus politischen Gründen entschied sich die USA damals jedoch dagegen. Mittlerweile haben sich jedoch die nicaraguanische Regierung und ein chinesisches Konsortium darauf geeinigt, einen Kanal auf einer alternativen Route durch Nicaragua und den Lago Nicaragua zu bauen und somit eine Konkurrenz zum „amerikanischen“ Panamakanal zu bilden. Baubeginn soll bereits im Dezember 2014 sein. Da vor allem die ökologischen Auswirkungen noch äußerst ungewiss sind, empfiehlt es sich einen etwaigen Urlaub in Nicaragua nicht mehr allzu lange aufzuschieben ;-).
Wir jedenfalls sind, nachdem wir die in den meisten zentralamerikanischen Ländern übliche Einreisegebühr entrichtet haben, mit dem Boot weiter auf dem Rio San Juan nach El Castillo gefahren – ein kleines beschauliches Dorf am Fluss umgeben vom Regenwald.
Die Hauptattraktion des Dorfes ist, wie der Name vermuten lässt, eine alte Festung aus der Kolonialzeit, welche die Spanier zum Schutz vor Piraten errichteten, die immer wieder über den Rio San Juan aus der Karibik ins Landesinnere zu Plünderungen einfielen.
Wir jedenfalls genossen hier die Ruhe und zu Halloween bestand unser Abendprogramm im Jagen von Kaimanen im Fluss :-).
Nach zwei Nächten ging es wieder mit dem Boot zurück nach San Carlos von wo aus wir ein weiteres Boot auf das im Lago Nicaragua gelegene Archipel Solentiname nahmen, um uns 3 Tage auf der einsamen Insel San Fernando zu entspannen.
Der ursprüngliche Zufluchtsort der nicaraguanischen Künstler während der politischen Instabilität des Landes wird auch heute noch großteils von Künstlern bewohnt. Nachdem wir zu der Zeit die einzigen Touristen auf der Insel waren, wurde die herrliche Ruhe nur durch das abendliche Krötenkonzert gestört. Zum Ausspannen einfach perfekt…
Nach drei Tagen ging es dann zum dritten Mal zurück nach San Carlos, von wo aus wir dann die Fähre auf die Insel Ometepe, ebenso im Lago Nicaragua gelegen, nahmen – 9 Stunden dauerte die Fahrt mit der Fähre, um auch die Größe des Sees entsprechend zu würdigen.
Nachdem wir dann erst um 1 Uhr in der Nacht auf Ometepe ankamen, gab es auch keine regulären Taxis mehr und so sind wir mitten in der Nacht auf der Ladefläche eines kleinen LKWs von Altagracia nach Santo Domingo, dem angeblich schönsten Strand der Insel gefahren.
Auch wenn sich bewahrheitete, dass Santo Domingo für uns die beste Destination auf der Insel war – schwimmen wollten wir im See hier dennoch nicht gehen, da der See nicht unbedingt dazu einlud und uns auch aus vertraulichen Kreisen davon abgeraten wurde – der Hotelpool genügte uns somit vollkommen.
Am ersten Tag haben wir uns dann gleich ein Moped ausgeborgt, um die Insel ein wenig zu erkunden. Diese besteht eigentlich aus 2 Inseln, die durch einen schmalen Streifen miteinander verbunden sind und auf beiden Inseln befindet sich jeweils ein mächtiger Vulkan, welche viel zum landschaftlichen Reiz der Insel beitragen. Zum Schluss genossen wir dann noch ein Bad in der kristallklaren kalten Quelle Ojo de Agua.
Für den zweiten Tag haben wir uns jedenfalls einen Guide organisiert, der uns dann auf den nahezu perfekt geformten Vulkan Concepcion hinaufführen sollte. Nachdem wir bereits um 5 Uhr morgens den lokalen Bus Richtung Hauptstadt Moyogalpa genommen hatten, starteten wir kurz nach 7 Uhr mit der Besteigung des 1600 Meter hohen Vulkans – rund 1400 Höhenmeter hatten wir somit zu bewältigen.
Die erste Hälfte ging es durch dichten Regenwald recht steil bergauf.
Erst dann konnten wir erstmals die wunderbare Aussicht bis nach Granada auf dem Festland und dessen umliegende Vulkane genießen.
Danach wurde es teils richtig windig und der Weg ging in einen steilen Aufstieg über das steinige Geröll über. Karin hinterließ dann auf dem Weg nach oben scheinbar den Eindruck, nicht mehr Herr ihrer Kräfte zu sein und so empfahl unser Guide, dass sie gemeinsam mit seiner Freundin, die auch erstmals den Aufstieg zur Spitze wagte, in einer windgeschützten Stellung warten sollte, da angeblich auch die Zeit für das Erreichen des Gipfels knapp wurde. Somit gingen nur noch der Guide und Michael die letzten 300 Höhenmeter bis zum Krater. Der Ausblick hier entschädigte dann allenfalls für jegliche davor gelittenen Qualen.
Im Nachhinein muss man aber sagen, dass die „Tips“ des Guides leider fehl am Platz waren, da der letzte Anstieg zwar hart war, aber bei langsamerem Tempo sicher auch für Karin zu bewältigen gewesen wäre – Zeit war dann jedenfalls genug vorhanden…
Am letzten Tag auf Ometepe wollten wir noch einen Ausflug zum Wasserfall San Ramon unternehmen. Um dies auch gleich mit einem netten Morgenlauf zu verbinden, entschlossen wir uns die 12 Kilometer dorthin zu laufen, um dann eventuell ein Taxi zurück zu nehmen. Nachdem uns die Sonne und die damit verbundene brütende Hitze etwas zusetzte, waren wir froh, dass uns die letzten 2 Kilometer ein Ausflugsbus mitnahm.
Der Wasserfall war den Ausflug jedenfalls Wert, auch wenn sich die Rückkehr dann doch eher als komplizierter denn gedacht herausstellte. Busse fahren nur einmal täglich um 5.30 in der Früh und auch Autos zum stoppen waren nicht wirklich vorhanden – von den erhofften Taxis ganz zu schweigen. Nachdem wir bereits über eine Stunde zurückgestiefelt sind und wir bis dahin immer noch kein einziges Auto sahen, gaben wir bereits die Hoffnung auf, noch am gleichen Tag eine Fähre aufs Festland zu bekommen. Die Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit beinahe aufgegeben, sahen wir dann doch noch ein Auto, das gerade seinen Motor startete und uns auch gleich mitnahm und direkt vor unserer Haustüre in Santo Domingo ablieferte. Somit schafften wir es auch gerade noch die Fähre auf das Festland zu erreichen, von wo aus wir dann noch am gleichen Abend mit dem Bus nach Granada weiterfuhren.
Granada hat eine wirklich schöne koloniale Altstadt und jede Menge nette Restaurants und Bars, die wir auszukosten wussten. Die ehemalige Hauptstadt erkundeten wir dann auf einer schönen Kutschenfahrt.
Spätestens in Granada wurden wir aber auch in unserer Entscheidung, nicht in den See baden gegangen zu sein, bestätigt, nachdem wir die Müllhalde im See unmittelbar hinter der Promenade entdeckten.
Nachdem sich einst aber die Kolonialstädte Granada und Leon um den Titel „Hauptstadt“ stritten, ist diese heute in Managua, eine angeblich nicht unbedingt besuchenswerte Stadt, die wir auch deshalb nicht in unseren Reiseplan aufnahmen. Von hier aus ließen wir uns auch einen Ausflug zum Kratersee Laguna de Apoyo nicht entgehen. Auch wenn als bester Badeort Nicaraguas beschrieben, konnte uns der See, vielleicht auch ob des trüben Wetters, nur wenig begeistern. Das spannendste an dem Ausflug war dann jedenfalls die Rückfahrt auf der Ladefläche eines KLWs.
Nach entspannten 3 Tagen in Granada sollte es dann weiter nach El Salvador gehen. Aufgrund der Busverbindungen „mussten“ wir dann aber noch einen Tag in Leon verbringen – ebenso eine nette Kolonialstadt, wenngleich diese nicht unbedingt mit Granada mithalten konnte.
Tags darauf ging es dann jedoch per Chicken Bus weiter nach El Salvador und vor allem die sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen und die immer noch vorhandene Urtümlichkeit des Landes werden uns noch länger in guter Erinnerung bleiben – auch wenn es hier sicher noch viele weitere tolle Destinationen an der Karibikküste gegeben hätte, für welche wir leider keine Zeit mehr hatten…
Hasta luego!
Karin & Michael
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